Strategien

Letzthin wurde ich von einer jungen Frau gefragt, wie sie sich in einer bestimmten Situation verhalten könne, damit es ihr nicht jedesmal schlecht gehe. Die Situation war folgende: Zwei junge Frauen wohnten vorübergehend zusammen, die eine durfte bei der andern für einige Monate wohnen, bis diese eine geeignete Wohnung gefunden hatte. Nun hatte die Frau, die als Gast in der Wohnung war, grosse Stimmungsschwankungen, die der andern sehr zu schaffen machten. Sie erklärte mir, nur wenn ich meine Kollegin von hinten sehe, spüre ich schon, ob sie gut drauf ist oder eben nicht. Wenn sie mürrisch, wortkarg etc. ist, wirkt sich das augenblicklich auf meine Stimmung aus. Obwohl ich zufrieden aufstehe, werde ich bei ihrem Anblick mit hinunter gezogen und meine gute Laune ist hin. Mein ganzer Tag gestaltet sich dadurch schwieriger und ich ärgere mich einerseits über meine Wohnkollegin und gleichzeitig über mich, dass ich mich so hinunter ziehen lasse. Dieselben Situationen können tagsüber, abends und natürlich vermehrt am Wochenende auftreten. Ich fühle mich hilflos ausgeliefert und die einzige Lösung ist, dass meine Kollegin ausziehen muss, auch wenn ihre Wohnsituation noch nicht geklärt ist.

Ich erklärte ihr, wie es Strategien gibt, die einem helfen, sich nicht mehr beeinflussen zu lassen. Bestimmt waren Sie auch schon mal in einer ähnlichen Situation, sei es am Arbeitsplatz, in der Familie, mit den Kindern, mit Freunden etc.

Um die Strategie zu verstehen, muss ich kurz das Gesetz der Resonanz erklären. Für viele eine Wiederholung, vielleicht können Sie trotzdem für sich den einen oder andern Gedanken herauspicken. Alles was lebt ist Energie und erzeugt eine Schwingung. Gleichgeschaltete Schwingungen ziehen sich an und potenzieren sich. In unserem Beispiel können wir sagen Widerstand erzeugt Widerstand. Die eine Frau erzeugt Widerstand, weil sie mit sich selbst Mühe hat, mit ihren Mitmenschen, weil sie ihre eigenen Probleme und Schwachstellen hat. Ihre Mitbewohnerin reagiert blitzschnell auf den Widerstand und erzeugt auch Widerstand oder Disharmonie. Wenn die beiden Frauen sich im Bus begegnen würden, könnte die eine in ihrer Unzufriedenheit sein und es würde die andere nicht automatisch anstecken. Da sie sich emotional aber näher sind, als zwei fremde Frauen es sind, sind beide offen und empfänglich für die Energien der andern. Das heisst, je mehr Gefühle man für das Gegenüber hat, desto grösser ist die Empfangsbereitschaft sich beeinflussen und verletzen zu lassen. Ohne die Beteiligung des Emotionalkörpers wären wir Roboter, die ohne Gefühlsregung handeln und agieren könnten. Beeinflussung wäre ein Fremdwort.

Nun ist es ein Ziel in der seelischen Entwicklung, Gefühle zu haben, emphatisch zu sein und Mitgefühl zu entwickeln. Wir sind mit allen Lebewesen energetisch verbunden, dies soll uns aber nicht zu einem Spielball machen, der ohnmächtig allen Einflüssen, Energien ausgeliefert ist. Wenn wir die Stufe von Mitgefühl für unsere Mitmenschen - und Tiere - erreicht haben, können wir die nächste anstreben, nämlich uns aus der Abhängigkeit heraus entwickeln. Das Erkennen des geistigen Gesetzes der Resonanz ist die Voraussetzung dazu. Gleichgeschaltete Energien ziehen sich an und potenzieren sich, es ist ganz natürlich, dass Gefühle wie Unzufriedenheit, Wut, Unausgeglichenheit etc. in unserem Energiehaushalt alles andere als ein Fliessen lassen der Energie bewirken. Die Grundhaltung sollte für uns sein, dass die Energie fliesst. Der Volksmund kennt den Ausdruck für eine getane Arbeit: es ist mir alles geflossen, es ging spielend. Jeder nimmt den Unterschied auch wahr, obs für einen fliesst oder obs harzig geht.

Wenn nun ein Gegenüber, ein Mitmensch von uns, durch seine Art, sein Verhalten, im Widerstand ist, helfen wir ihm nicht, wenn wir auf seinen Widerstand reagieren. Im Gegenteil, wir verstärken ihn noch und aus einem Menschen, der im Widerstand ist, werden bereits zwei! Also machen wir etwas anderes, um dieser Energiefalle zu entgehen. Wir richten unsere Aufmerksamkeit auf uns und auf unsere Gefühle. Jeder Gedanke ist Energie, wir können mit unserem Denken unsere Gefühle verändern: Ich bleibe bei mir, meine Gedanken und Gefühle mischen sich nicht mit denen meines Gegenübers. Ich alleine bin für meine Gedanken und Gefühle verantwortlich, ich bleibe im Fliessen lassen, in der Freude, in der Liebe, in meiner Zufriedenheit. Ich stecke mich nicht an, wie an einem Unzufriedenheitsvirus. Für meine Zufriedenheit habe ich alleine die Verantwortung. Ich lasse meine Energie durch mich hindurch fliessen. Ich bin im Bewusstsein von Licht und Liebe.

Schön ist, wer auch noch einen weitern Schritt machen kann und sagt, ich schicke meinem Gegenüber einen liebevollen Gedanken, einen Gedanken von Licht und Liebe – unabhängig, ob er mich freundlich grüsst oder nicht. Es ist eine schöne Herausforderung, jemanden mit liebevollen Gedanken zu bedenken, der zu einem alles andere als freundlich oder nett ist. Sie können sich ein Spiel daraus machen und Menschen oder Situationen, die eine negative Energie ausstrahlen, Liebe und Licht zu schicken.

Zurück zu den zwei jungen Frauen. Die junge Frau, die sich ihre Stimmung von der andern regelmässig vermiesen liess, kann nun mit diesem Wissen aus ihrer Ohnmacht aussteigen. Sie versteht ihr Verhalten und sie erkennt, dass das Problem ihrer Mitbewohnerin nicht zu ihrem Problem werden soll. Sie kann nun die Strategie anwenden und die Verantwortung für ihren eigenen Energiepegel übernehmen. Indem sie auf ihre Gedanken und Gefühle achtet und im Fliessen lassen bleibt, ist sie aktiv und nicht mehr der Situation ausgeliefert. Gleichzeitig kommt ihr Verhalten ihrer Mitbewohnerin zugute. Denn Fliessen lassen, zieht fliessen lassen an. Sie hilft ihr durch ihr Verhalten (das einzig auf der Energieebene wahrnehmbar ist) dass die andere nicht im Widerstand gestärkt wird, wie das bis anhin automatisch der Fall war. Das Gegenteil tritt nun ein, ihre Energie zieht eine Gleichschaltung an, das heisst, sie hilft ihrer Mitbewohnerin, aus dem destruktiven Karussell auszusteigen. Dies findet alles ohne Worte statt. Sollte sich ein Gespräch ergeben, hat es eine andere Qualität, weil die innere Haltung der einen Frau sich verändert hat.

Es ist eine wunderbare Möglichkeit für die junge Frau, durch die Anwesenheit ihrer Mitbewohnerin etwas zu erkennen und es umzusetzen. Sie lernt dadurch etwas Wichtiges fürs ganze Leben, nämlich einen ersten Schritt aus dem Gefühl von Ohnmacht zu tun. Bis anhin veränderte sie Situationen durch eine äussere Handlung, diesmal findet die Handlung auf der Energieebene statt und ist von aussen nicht als solche zu erkennen. Wichtig ist, dass sie spürbar ist.

Abschliessend bleibt zu sagen, dass ich den beiden Frauen von Herzen wünsche, dass jede einen Schritt machen kann. Eine macht ihn bestimmt, bleibt zu hoffen, die andere findet nicht nur eine Wohnung, sondern gleich noch ihre Ausgeglichenheit und Zufriedenheit.

Mengiarda Darms, im September 2010


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