Orientierung

Wenn wir eine Reise planen, müssen wir wissen, was die Reise für Bedürfnisse abdecken soll. Eine Familie mit Kindern zum Beispiel hat andere Bedürfnisse, als wenn zwei Globetrotter sich auf eine Reise begeben. Der nächste Schritt ist, wie sich diese Bedürfnisse realisieren lassen und ob sie überhaupt alle abgedeckt werden können. Wesentlich ist, dass man ein Ziel hat, das man anvisieren kann. Man kann ganz unterschiedlich dieses Ziel erreichen. Es gibt Menschen, die planen die ganze Reise minutiös, andere wiederum wollen sich den Weg zum Ziel offen lassen, wiederum andere streben kein Ziel an und wollen sich auf der Reise treiben lassen. Auch das ist ein Ziel, kein bewusstes Ziel anzustreben.

Unser Leben ist auch eine Reise und uns sind viele Etappenziele bekannt. Erwachsen werden, eine Ausbildung machen, Arbeiten, guter Job, Reisen, Geld verdienen, Beziehungen eingehen, ev. Familie gründen, Kinder bekommen, Glück, Gesundheit, Zufriedenheit, Eigenheim, Wohlstand, Pensionierung und vieles mehr. Jede Kultur hat wieder etwas andere grundsätzliche Zielsetzungen, jeder einzelne Mensch setzt für sich andere Schwerpunkte. Eine Kultur ist massgeblich an der Prägung unserer Zielsetzungen mitbeteiligt.

Jeder Mensch wird geprägt von seiner Umgebung und viele Ziele muss er gar nicht anstreben, sie gehören dazu, sie sind eine Selbstverständlichkeit. Es fällt erst auf, wenn jemand sich querstellt und sagt, ich will nicht eure Wege gehen, ich will nicht eure Wertvorstellungen übernehmen. Auch diese Einstellung hat ein Ziel, nämlich nicht wie die andern zu sein. Wir verfolgen viele Ziele, oft bewusst, oft unbewusst, weil es uns unsere Gesellschaft vorlebt oder diktiert. Der äussere Rahmen, unser Land, unsere Gesellschaft, unsere Familie gibt uns Halt – oder auch nicht. Diese Prägungen helfen uns, uns zu orientieren, ob positiv oder nicht, das ist individuell verschieden. Ohne innere oder äussere Orientierung können wir nicht leben.

Ich habe mit diesen paar wenigen Gedankengängen versucht aufzuzeigen, wie wir Menschen Ziele haben, grössere und kleinere, kollektive und individuelle und wie unsere Gesellschaft uns - mehr oder weniger – mitprägt, in unseren Zielsetzungen. Wir orientieren uns an ihr. So weit so gut.

Ich möchte nun die Verbindung zur inneren Orientierung machen und zu Zielen, die nicht mehr materiell sind. Gedanken über das Schöpfungsprinzip habe ich Monat August gemacht. Ich baue auf diesen Gedanken auf und zeige noch eine andere Sichtweise dazu auf. Ich zitiere vom August:

„Nicht das Prinzip Gottes muss sich beweisen, sondern wir müssen es anstreben, erkennen und in ihm sein. Dem Menschen ist es vorbehalten wissentlich und willentlich mit seinem Intellekt immer bewusster und bewusster zu werden, bis sein Bewusstsein spirituell erwacht ist, und er sich im Prinzip Gottes widererkennt.“

Um dieses Ziel zu erreichen, haben wir den irdischen Weg auf uns genommen. Dieses Ziel war uns nicht mehr bewusst, wir tappten im Dunkeln und dachten, die irdischen Etappenziele seien die einzige Wahrheit und Wirklichkeit. Sie waren und sind nicht unwichtig, sie sind dazu da, dass wir im richtigen Moment die Wahrheit dahinter erkennen, das heisst, das Prinzip Gottes. In dem Moment bekommen die Etappenziele eine andere Bedeutung, sie werden Mittel zum Zweck. Denn wir erkennen das wirkliche Ziel dahinter, wir orientieren uns bewusst diesem Ziel entgegen. Das Schlüsselerlebnis ist die Bewusstwerdung.

Immer noch prägen uns unsere Umwelt, immer noch müssen wir Etappenziele erreichen. Immer noch hat es Steine auf dem Weg, entstehen Hindernisse, Disharmonien, Krankheiten etc. Der wesentliche Unterschied ist nun, dass wir die geistigen Gesetze kennen und dahinter das Prinzip Gottes. Die Schöpfung offenbart sich in jedem Lebewesen in Vollkommenheit und Liebe. Sobald wir diesen Anspruch von Liebe für uns und für alle Lebewesen zulassen, ziehen wir Situationen und Menschen an, die dieser Energie entsprechen. Unsere Orientierung und unser Ziel haben sich verändert.

Um die äusseren Ziele zu erreichen, steht uns nun die innere Orientierung, das Wissen um das Prinzip Gottes zu Verfügung. Wir können mit den Hindernissen, den Steinen auf unserem Weg anders umgehen. Durch unser Wissen, dass wir Mitschöpfer geworden sind, ziehen wir andere Wege an, Wege, die immer weniger Steine am Boden haben, über die wir stolpern können. Je konsequenter wir Mitschöpfer werden, desto weniger Hindernisse ziehen wir an.Mir fällt dazu ein Frau ein, die bei diesen obigen Gedanken als Einwand vorbrachte: „Das mag ja alles Gut und Recht sein. Ich bin aber ein Mensch und lebe hier auf der Erde in der Polarität. Hier gelten andere Gesetze. Ich werde mit Behörden konfrontiert, mit Tierhassern, Missgunst, mit Krankheit, Gewalt etc. Ich muss mich wehren und kämpfen, dass mir Gerechtigkeit widerfährt“. Immer wieder schickt sie liebevolle Gedanken in belastende Situationen oder an Personen. Trotzdem ist sie in ihrer Haltung im Kampf und im Widerstand. Ihre Aussage zeigt auf, wie sie das Wesentliche noch nicht begriffen hat. Genau um aus diesen Situationen auszusteigen, um dem Gefühl von Ohnmacht zu entkommen, braucht es das höhere Bewusstsein, das Wissen um das Schöpfungsprinzip. Die Polarität hindert uns nicht am Erkennen. Die beiden Pole sind einzig dazu da, dass der bewusste Mensch dahinter das Prinzip der Einheit wahrnimmt.

Indem die Frau erkennt, dass sie selbst die Verantwortung für ihre Gleichwertigkeit hat, kann sie ihren Widerstand der ungerechten Welt gegenüber loslassen. Zusammengefasst heisst das: nicht weil die Situationen so schwierig sind, kann sie nicht in der Liebe sein, sondern genau deswegen sind die Situationen schwierig, damit sie an ihnen diesen Bewusstseinsschritt machen kann. Widerstand ist Energieverlust und zieht mit Sicherheit bereits die nächste Situation wieder an und der Kampf geht weiter. Den Einwand „Aber“ gibt es im Schöpfungsprinzip nicht.

Um nochmals auf das Ziel zurück zu kommen, könnte man sagen, die Frau hat (wie übrigens alle Menschen) Steine auf ihrem Weg zu ihrem Ziel. Nun kann sie nicht sagen, wenn die Steine nicht wären, könnte ich wunderbar zu meinem Ziel gelangen. Es ist unser Widerstand, der uns dauernd Hindernisse beschert! Unsere Aufgabe ist es mit den Steinen und Hindernissen (Polarität) das Ziel anzuvisieren. Orientieren können wir uns am Schöpfungsprinzip.

Die innere Orientierung hilft uns dabei, weil wir durch sie ein Ziel anvisieren. Das Ziel ist Mitschöpfer in Liebe zu sein. Indem die Steine auf dem Lebensweg von uns nicht mit Widerstand angesehen werden, sondern als Hilfestellungen, können wir das Gefühl von Ohnmacht loslassen. Mitschöpfer sein bedeutet, wissentlich für sich selbst und andere heilende und liebevolle Gedanken zu kreieren. Bedenken wir die Hindernisse mit liebevollen Gedanken, wohlwissend, dass sie uns unserem Ziel näher bringen. Indem wir nicht in den Widerstand oder in das Gefühl von Ohnmacht gehen, sondern mit dem Wissen der geistigen Gesetze arbeiten, werden sich die Hindernisse auflösen. Sie müssen sich auch nicht zwingend auflösen, wir können durch unser Wissen eine andere Haltung ihnen gegenüber einnehmen und dadurch empfinden wir sie nicht mehr als störend. Auf jeden Fall wird es sich so verändern, dass wir unseren Weg weiter gehen können und dem Ziel ein Stück näher gekommen sind. Näher sind wir nicht, weil die Hindernisse nicht mehr da sind und wir schneller gehen können, sondern weil wir mit unserem Denken eine höhere Schwingung erreicht haben. Dadurch erübrigen sich die Hindernisse, denn sie haben uns ihren Dienst erwiesen.

Häufig geschieht genau das Gegenteil, indem wir uns über Hindernisse ärgern, nähren wir sie zusätzlich mit negativen Gedanken. Unser Energielevel sinkt dadurch immer weiter ab, weil unsere ganze Aufmerksamkeit auf das Hindernis gelenkt wird. Bleiben wir im positiven Denken, im Wissen wir sind im Fliessen lassen, beeinflussen wir unsere Energie und die des Hindernisses. So werden wir Mitschöpfer, weil wir bewusst für unsere Energie zuständig sind und dies wiederum ist gleichzeitig für alle heilend und segensreich.

Die innere Orientierung lässt uns die äussern Wege sicher und bewusst gehen. Steine und Hindernisse werden deutlich weniger und wenn wir ihnen aber doch begegnen, quittieren wir sie mit einem weisen Lächeln. Es sind unsere Helfer.

Mengiarda Darms, im November 2010


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