Coronazeit – Notstand

Teil 1

Europa und die ganze Welt sind in einem Ausnahmezustand. Ein unsichtbarer Feind, das Coronavirus ist allgegenwärtig und beherrscht das Denken der Menschen. Es hat die Welt in seinem Griff, es breitet sich rund um den Globus aus. Wir sind uns am Schützen, Wehren und am Reagieren. Es schüttelt und rüttelt uns, bringt unsere Weltordnung durcheinander, unseren wohl organisierten Alltag, unsere Gesundheit, unsere Arbeitswelt, unsere Wirtschaft – alle Bereiche. Es hält sich nicht einmal an Grenzen, es hält sich sogar an keine Grenzen.

Das macht Angst, denn es zerstört Menschenleben und es zerstört Existenzen, es legt die Wirtschaft lahm. Ohne eine gut funktionierende Wirtschaft ist ein Land schwach auf jeden Fall geschwächt, Gesundheitswesen, soziale Institutionen, Kultur, Bildung, letztlich alle öffentlichen Einrichtungen leiden unter dem Einbruch und die Bevölkerung leidet mit. Viele Arbeitslose ohne grosse Perspektiven und vieles mehr. Das sind Erfahrungen und mit diesem Hintergrund werden die Ängste nicht weniger.

Wir fühlen uns stark bedroht und wir kämpfen gegen den Feind, das Coronavirus. Viele Vorsichtsmassnahmen werden dauernd erweitert, um dem unsichtbaren Feind sein Ausbreiten zu erschweren. Wir sind am Reagieren, das erfordert von allen Menschen viel Einsicht, Kraft, Kreativität, Verzicht, Loslassen von geliebten Gewohnheiten und Rücksichtnahme, Empathie, Fürsorge, Mitgefühl, Solidarität um einige zu erwähnen. Im ganzen Drama sind dies Eigenschaften, die uns gar nicht schaden und in unserem normalen Alltag - vor der Coronakrise – wahrscheinlich häufig keinen allzu grossen Platz einnahmen.

Wir haben die Welt überstrapaziert, wir sind schon lange im Notstand: Kriege, Flüchtlingsströme, Egoismus, Gleichgültigkeit, Ausbeutung von Menschen, Tieren und der Natur. Aber solange das Wirtschaftswachstum gesichert ist, sind alle beruhigt und empfinden oben erwähnte Themen als Nebenschauplätze, die es gilt im Auge zu behalten, darüber zu diskutieren oder besten falls zu unterstützen. Aber so funktionieren die geistigen Gesetze nicht. Wir sind mitten drin und die Welt mit allen seinen Bewohnern ist schon lange mächtig in Schieflage.

Egoismus, Machtanspruch, politische Differenzen, unterschiedliche Denkweisen lassen schüchterne Lösungsansätze immer wieder im Keim ersticken. Kleine Gruppierungen von andersdenkenden Menschen haben zu wenig Kraft und Rückhalt in der breiten Bevölkerung, um sich über die ganze Welt auszubreiten. Ein unsichtbares Virus hat nun die Kraft und die Möglichkeit alles aufzuwirbeln und die Menschheit in Angst und Schrecken zu versetzen. Dem Coronavirus gelingt etwas, es zeigt dem Menschen auf, wie verletzlich der Mensch ist, wie schnell der Mensch an seine Grenzen kommt, nicht nur auf körperlicher Ebene. Das Virus hat die Kapazität, die ganze Wirtschaft lahmzulegen, nicht nur von einem Land, nein weltweit.

Es ist wirklich ein Drama, wenn zusätzlich zum gesundheitlichen Aspekt, die Gefährdung von Leben, noch die Wirtschaft zum Erliegen kommt. Wir müssen uns mit dem Thema Corona und mit seinen Auswirkungen, beschäftigen ob wir wollen oder nicht. Was macht die Pandemie mit uns: Angst vor dem Sterben, vor einem qualvollen Tod durch Ersticken. Angst vor einem wirtschaftlichen Zusammenbruch, finanziellen Einbussen, Zerstörung von Existenzen. Angst ist Ohnmacht.

Angst verbreitet sich noch schneller als das Virus. Angst kann auch ohne körperlichen Kontakt übertragen werden, über die Medien, über Gespräche und durch Schwingungen. Angst lähmt und Angst schwächt nicht nur das Immunsystem. Weil das bekannt ist, wollte man auch nicht Angst verbreiten und doch der Bevölkerung den Ernst der Lage aufzeigen. Ein schwieriges Unterfangen, denn wenn man keine Angst hat, muss man sich ja auch nicht an die herausgegebenen Vorsichtsmassnahmen halten. Keine Angst haben bedeutet nicht, unvorsichtig oder rücksichtslos sein. Dass Angst keine Lösung ist, ist allen klar. Nur was gibt es für eine Alternative, wie kann man mit Angst umgehen, ihr begegnen und gleichzeitig nicht die Augen vor dem aktuellen Notstand verschliessen?

Stellen wir uns zuerst die Frage, warum die Welt sich mit dem Virus beschäftigen muss und was hinter dem Thema steht? Es zwingt uns zum Innehalten, da das öffentliche Leben zum grossen Teil stillsteht, bietet es uns die Möglichkeit nachzudenken. Es gibt uns Zeit, sich mit dem wirklich Wesentlichen zu beschäftigen. Es bietet sich für den der möchte an, Zusammenhänge zu erkennen und für die Zeit nach der Pandemie könnte daraus ein Kurswechsel anstehen. Jede Lektion ist freiwillig, wer kann, darf eine Kehrtwende machen und wer nicht kann, wird sich auf die nächste Lektion einstellen müssen. Eine Pandemie ist eine Lektion, die die ganze Welt umfasst. Wir sind eher gewohnt, dass unsere Lektionen ganz persönlich uns selbst betreffen und wir die Aufgaben auch individuell lösen müssen.

Nun aber stehen wir vor einer globalen Aufgabe. Es betriff alle. Das Virus breitet sich überall aus. Jedes Land versucht mit ähnlichen Schutzmassnahmen seine Leute zu schützen. Grenzen nützen nichts. Die Welt besteht aus einer grossen Menschenmenge. Die menschengemachten Landesgrenzen erweisen sich als nicht speziell hilfreich.Es stellt sich heraus, dass das Virus nicht mit einem Medikament behandelt werden kann (vorläufig noch nicht) das heisst, es fordert die Menschen heraus, Strategien zu entwickeln, wie der Schutz davor am effizientesten ist. Hygiene und Strategien sind die Hauptmassnahmen als Schutz. Alles was nachher kommt ist ein Abwehren und Erkämpfen um Gesundheit und Erhaltung des Lebens. Üblicherweise schützen wir uns vor einem Feind mit Waffen oder wenn es um die Gesundheit geht, mit Medikamenten. Beide Strategien helfen in diesem Fall nicht weiter. Es braucht Gedanken, Zusammenhänge erkennen, daraus resultieren besagte Strategien.

Dieses Virus fordert die Menschheit heraus, dass der Gedanke und das Erkennen von Zusammenhängen die Verbreitung des Virus eindämmen. Man forscht und testet in Windeseile ein Medikament oder einen Impfstoff, um den Menschen zu schützen. Sobald das Medikament auf dem Markt ist, fallen viele Überlegungen wieder weg und wir finden uns wieder im gewohnten Trab. Unser Denken von Schutz und der Unberechenbarkeit einer Krankheit verlaufen in geraden einfachen Bahnen. Je grösser der Schutz ist, desto geringer ist das Risiko. Nun funktioniert diese Haltung beim Coronavirus nicht.

Spirituelles Denken basiert auf dem Erkennen der geistigen Gesetzmässigkeiten. Es braucht den Gedanken um zu Erkennen. Es ist keine Frage des Intellektes, es ist eine Frage des Bewusstseins. Wann ist ein Mensch so weit, dass er aus den gewohnten Bahnen des alltäglichen Denkens aussteigen kann?

Mengiarda Darms, im April 2020


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