Eifersucht

Immer wieder taucht das Thema Eifersucht in meinen Beratungen auf. Eifersucht ist aus den beiden Worten Eifer und Sucht zusammengesetzt. Eifrig sein gilt bei uns im Prinzip als gute Eigenschaft. Negativ besetzt ist das Wort Sucht, es lässt uns Abhängigkeit, Kontrollverlust, Ohnmacht, Ausgeliefertsein, Vertuschen und vieles mehr assoziieren. Beide Worte zusammen heissen mit Eifer eine Sucht haben oder ihr ausgeliefert sein. Man kann auch sagen, wer mit Eifer sucht. Wer immer suchen muss, ist wie unter einem Zwang – auch da ist die Sucht nicht mehr weit. Auf jeden Fall ist Eifersucht ein Gefühl, das uns sehr beschäftigen kann und viele Nebengeräusche verursachen kann, wie Leid, Kummer, Wut, Ohnmacht etc.

Ich mache mir ein paar Gedanken zum Thema Eifersucht, ich streife es nur kurz, das heisst, es hat auf keinen Fall den Anspruch von Vollständigkeit. Jeder Mensch beschäftigt sich irgendeinmal oder meist mehrere Male mit diesem Thema im Laufe seiner Erdenerfahrungen. Es gibt viele Abstufungen von Eifersucht. Bereits ein Kleinkind wird damit konfrontiert, wenn ein Geschwisterchen auf die Welt kommt und es die Eltern plötzlich teilen muss. Unabhängig vom Alter kann dieses Gefühl von Eifersucht einen Menschen plagen und ihn vereinnahmen. Ein wirkliches Thema ist es nur für die Menschen, die sich damit auseinander setzen müssen. Die andern können locker damit umgehen oder es entsteht erst gar nicht – dieses nagende Gefühl von Eifersucht. Auch nicht jedes Kleinkind reagiert mit Eifersucht auf ein Geschwisterchen!

Eifersucht hat primär mit dem Selbstwertgefühl zu tun. Jemand der ein gutes, gesundes Selbstwertgefühl hat, kann besser mit dem Thema umgehen, als eine unsichere Person. Wenn Eifersucht ein Thema ist, das einem immer wieder begegnet oder einen treu begleitet, dann hat es karmischen Ursprung. Das heisst, man wird so lange von Situationen angezogen, die bei einem Eifersucht auslösen, bis man erkennt, dass es mit einem selbst zu tun hat. Erst dann kann man beginnen, sich damit konstruktiv auseinander zu setzen. Es braucht natürlich immer Mit- oder in diesem Fall Gegenspieler, die durch ihr Verhalten beim Gegenüber Eifersucht auslösen. Häufig sind die Gegenspieler in ihren Handlungen oder Aussagen undurchsichtig, nicht transparent, was Unsicherheit auslöst. Es entsteht dadurch viel Raum für Vermutungen und unbeantwortete Fragen. Dies wiederum ist ein idealer Nährboden für Eifersucht. Ein Mitspieler kann sich aber auch unauffällig und korrekt verhalten und trotzdem löst er beim Gegenüber eine Lawine von Eifersucht los.

Wenn jemand eifersüchtig ist, weil ein anderer einen besseren Job hat, oder sich teurere Ferien leisten kann, oder das grössere Haus besitzt, missgönnt er dem andern etwas, das er selbst haben möchte. Wer sich immer wieder dabei ertappt, wie er Gedanken von Neid und Missgunst hat, sollte sich hinsetzen und überlegen, warum er den andern Menschen nichts gönnt. Es wird immer jemand geben, der etwas Besseres oder Grösseres hat als man selbst. Wer mit sich selbst zufrieden ist, hat keine Mühe, wenn die andern mehr haben. Wer meint, er könne sein Selbstwertgefühl aufbessern, indem er immer das will, was die andern haben, springt ein Leben lang einem Phantom hinterher. Dieses Kompensieren ist wie ein Fass ohne Boden. Der Betroffene konfrontiert sich dauernd mit seinem „Nicht-haben, Nicht-können, Nicht-sein“. Er ist immer in einer Bedürftigkeit. Es fehlt ihm dieser andere Teil, den die andern haben. Er kann sich nicht ganz und heil fühlen. Wer eifersüchtig ist, ist in einem Ungleichgewicht und diese Schwingung zieht eifrig die nächste Situation an, in der ein Ungleichgewicht zwischen einem selbst und dem Gegenüber entsteht. Der Eifersüchtige misst sich andauernd mit einem andern Menschen oder mit einer Situation und immer schneidet er schlechter ab: er hat weniger, er ist weniger wert, er wird ungerecht behandelt, er wird betrogen, er wird hintergangen. Es gibt Menschen, die ziehen immer nur Partner an, die sie später mit andern Partnern hintergehen und betrügen. Wenn nun beim Betrogenen Eifersucht entsteht, ist das ein nachvollziehbares Gefühl. Es ist eine destruktive Spirale und der Eifersüchtige verliert immer mehr an Selbstwertgefühl. Seine Schlussfolgerung ist, dass er es nicht wert ist, geliebt und geachtet zu werden. Das geht an die Substanz und Eifersucht ist wie jede Sucht energieraubend.

Ich weiss von einer Frau, die sehr eifersüchtig auf eine andere Frau war. Dies war ihr aber so nicht bewusst. Als die beiden Frauen nun bei einem grossen Fest aufeinandertrafen, passierte etwas: die eifersüchtige Frau konnte das Fest überhaupt nicht geniessen, da sie das Gefühl hatte, die andere Frau würde ihr alle Energie rauben oder abziehen. Sie fühlte sich wie gelähmt und zur Eifersucht gesellte sich nun noch eine gehörige Portion Wut auf diese Frau. Was war geschehen? Die eifersüchtige Frau richtete ihre ganze Aufmerksamkeit auf besagte Frau und sie steigerte sich immer mehr in dieses Gefühl hinein. Ihre Feststellung, die andere Frau habe ihr Energie abgezogen, stimmt bedingt, denn nicht die Frau hatte ihr Energie abgezogen, sondern sie selbst war für ihren Energieverlust verantwortlich. Weil sie intensiv ihre eifersüchtigen Gedanken auf die Frau lenkte, war sie gefangen in ihren eigenen negativen Gefühlen. Ihre ganze Energie war gebunden in diesen Gedanken und es liess ihr dadurch keinen Raum für Fröhlichkeit und Freude. Insofern hatte der Energieverlust schon mit der andern Frau zu tun, nicht aber so wie sie es vermutete. Sie musste erleben, wie negative Gefühle und Gedanken lähmen.

Eifersucht findet im Aussen so lange Resonanz, bis man die Aufmerksamkeit auf sich selbst lenkt und aus der destruktiven Spirale aussteigt. Indem man erkennt, dass jede Seele in der Gleichwertigkeit ist, kann man beginnen, sich in der Gleichwertigkeit zu wissen. Ebenso gehört das Erkennen dazu, dass jede Seele Licht und Liebe ist. Indem man sich dessen bewusst ist, kann man beginnen, sich in dieser Liebe anzunehmen. Bedingungslose Liebe und Gleichwertigkeit gehören zusammen und ergeben eine wunderbare, heilende Schwingung. Diese Schwingung von Liebe ist für einen selbst heilend und gleichzeitig für alle Mit- oder Gegenspieler und für die ganze Schöpfung. Indem man sich dieser Liebe und Gleichwertigkeit bewusst ist, fällt es einem leicht, den andern Spielern auch liebevolle Gedanken entgegen zu bringen. Wer dies erkennt und umsetzt, beendet sein Thema Eifersucht. Er ist nicht länger gefangen in seinen Gefühlen, er darf aus dem karmischen Rad aussteigen. Wer für sich und für seine Mitmenschen in der Liebe sein kann, hat das Schöpfungsprinzip verstanden. Augenblicklich zieht er nämlich harmonische Situationen und Menschen an, weil er Mit-Schöpfer geworden ist.

Mengiarda Darms, im Oktober 2010


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